SDG Fokusbeitrag 12/22: Frauen* stärken und schützen - Orange the World

Anlässlich der Internationalen Tage gegen Gewalt an Frauen (25.11.-10.12), widmen sich unsere Mitglieder in unserem neuen Fokusbeitrag dem Thema "Frauen* stärken und schützen - Orange the World"

Beitrags-Übersicht:
 

●  Trickfilme gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen* (Frauen*solidarität u.a.)
●  16 Days: „Warum soll ich heiraten? Ich will in die Schule gehen!“ (CARE Österreich)
●  „gleich.wandeln“ Walk &Talk (Südwind Niederösterreich)

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Trickfilme gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*

Frauen*solidarität u.a.

Knete, Papplandschaften, Mischungen aus bewegten Zeichnungen und historischem Filmmaterial, schwarz-weiß-rot-Zeichnungen und simplistische Linien werden auf poetische Weise zum Leben erweckt. Sie erzählen Geschichten von Schmerz, Flucht, Krieg und Gewalt; Geschichten, die in die persönlichen Gefühlswelten der Protagonist:innen blicken lassen und zugleich das Erleben vieler widerspiegeln. 

Diese expressiven und berührenden Trickfilme, die ausschließlich von Frauen erarbeitet wurden, wurden bei der Veranstaltung „Klappe auf!“ gezeigt und sensibilisieren zum Thema Gewalt gegen Frauen* und Mädchen*. 

Es ist kein Zufall, dass die Veranstaltung, die nach zwei Jahren nun endlich wieder in Präsenz stattfinden konnte, am Montag, den 28. November ab 19 Uhr die Leinwände in der Brunnenpassage in Wien zum Flackern gebracht hat. Die Zeit zwischen dem 25. November – dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden – und 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte – umfasst die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen.

„Klappe auf!“ entstand durch eine Kooperation von österreichischen Organisationen aus dem feministischen Bereich, welche sich für ein gewaltfreies Leben aller Frauen* und Mädchen* stark machen. 2022 tragen folgende Organisationen das Projekt: AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, CARE-Österreich, Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555, Frauen*solidarität – feministisch-entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit, LEFÖ – Beratung, Bildung und Begeleitung für Migraninnen*, Miteinander Lernen - Birlikte Öǧrenelim, Tricky Women/Tricky Realities, VIDC – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation und WIDE – entwicklungspolitisches Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven.

Folgende Filme wurden gezeigt und anschließend in einer Gesprächsrunde mit Expertinnen der veranstaltenden Organisationen (auf Deutsch) besprochen:

  • The Needle (DE 2020, Ceylan Beyoglu, ohne Dialog, 9’)
    Die Geschichte einer Mutter auf der Suche nach ihrem verschwundenen Sohn, basierend auf wahren Begebenheiten. Die „Samstagsmütter“ fordern seit 1995 Gerechtigkeit für ihre verschwundenen Angehörigen.
     
  • Freedom Swimmer (HK/FR/AU 2021, Olivia Martin-McGuire, kant. mit engl. UT., 15‘) 
    Ein Großvater ist unter Lebensgefahr von China nach Hongkong geschwommen, jetzt kämpft seine Enkeltochter um die Freiheit. Parallelen zwischen der Flucht eines Großvaters während der Kulturrevolution und dem Freiheitskampf seiner Enkelin im heutigen Hongkong werden gezogen.  
  • Fausses Reposes (FR 2021, Dauphine Maureau & Margaux Basch, franz. mit engl. UT, 7’42)
    Michou hat vor fünf Jahren einen Asylantrag gestellt. Sie wartet immer noch auf das Ergebnis ihres Antrags. Während ihre Zukunft in der Schwebe bleibt, schließt sie die Jalousien und versucht, der Welt zu entfliehen, indem sie in der Stille und der Dunkelheit Trost findet. 
  • Untravel (SR 2018, Ana Nedeljković & Nikola Majdak Jr., engl. OF,  9’28)
    Ein Film über Patriotismus, Tourismus und Emigration. Eine Frau lebt in einem grauen, abgeschotteten, von einer großen Mauer eingezäunten Land. Sie ist noch nie verreist, doch sie träumt von einer perfekten anderen Welt namens „Ausland“.

Zur Website von frauen* solidarität

16 Days: „Warum soll ich heiraten? Ich will in die Schule gehen!“

CARE Österreich

Eyerus war 14 Jahre alt, als sie hörte, dass ihr Vater einen Heiratsantrag für sie angenommen hatte. In Äthiopien sind frühe Ehen weit verbreitet. „Ich war sehr deprimiert und wütend“, erinnert sich Eyerus. „Warum sollte ich heiraten? Ich wollte in die Schule gehen.“ Eyerus beschloss, sich nicht einfach zu fügen und begann, für ihre Bildung zu kämpfen. Sie wandte sich an ihren Schuldirektor und bat um Hilfe. Der Direktor leitet eine SAA-Gruppe (Social Analysis and Action) von CARE. In diesen Gruppen kommen Gemeindemitglieder zusammen, um über soziale Normen und Traditionen zu sprechen, sie zu hinterfragen und zu verändern. 

Eyerus sammelte Argumente gegen ihre geplante Heirat. Sie verhandelte so lange mit ihrem Vater Derso, bis er ihre Ansicht akzeptierte. Er sagte die Hochzeit ab und gab die 7.000 äthiopischen Birr (etwa 133 Euro) zurück, die er bereits von der Familie des Bräutigams erhalten hatte. „Ich habe verstanden, dass sich unsere Gemeinschaft verändern muss und die einzig richtige Konsequenz gezogen“, erklärt Derso und sieht seine Tochter stolz an. Er stimmt zu, seine Tochter wieder zur Schule gehen zu lassen. „Ich erzähle jetzt sogar meinen Nachbar:innen, dass es wichtig ist, dass Mädchen ihre Ausbildung fortsetzen“, sagt Derso.

In Äthiopien unterstützt CARE dörfliche Gemeinschaften dabei, keine Kinderehen mehr zuzulassen. „Es war ein gutes Gefühl, meinen Vater umstimmen zu können“, sagt Eyerus. Das Verbot von Kinderehen ist in Äthiopien gesetzlich verankert. Dennoch werden nach wie vor Mädchen im Alter von 10 bis 16 Jahren verheiratet. Zumeist kommen sie aus Familien, die in Armut leben. CARE unterstützt Frauen und Mädchen in der Amhara-Region, ihre Rechte wahrzunehmen und sich vor weiblicher Genitalverstümmelung und Frühverheiratung zu schützen. Dieses Projekt wird durch die Austrian Development Agency (ADA) aus Mitteln der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert.

#STRONGERWITHCARE
Der Ausweg aus der Gewaltspirale kann ganz anders aussehen, als man es erwarten würde. Das möchte unsere diesjährige 16 Days Kampagne „Unterstützung beflügelt“ aufzeigen und Unterstützer:innen einladen mitzumachen. An fünf Standorten in Wien können sich Passant:innen während der 16 Days selbst Flügel verleihen. Ihre Unterstützung gegen Gewalt an Frauen und Mädchen können sie mit Fotos und dem Hashtag #strongerwithcare auf Instagram, Facebook & Twitter teilen. Die Kampagne zeigt neben Eyerus weitere Heldinnen aus anderen CARE-Projekten. 

Hier finden Sie weitere Informationen zur CARE-Kampagne „Unterstützung beflügelt“.

Text & Fotos: Sarah Easter

„gleich.wandeln“ Walk &Talk

Südwind Niederösterreich

Eine Online Ausstellung zum Thema Klima- und Geschlechtergerechtigkeit

Wie kann das lokale SDGs-Engagement von Frauen für die Bildungsarbeit in Schulen sichtbar gemacht werden? Eine Antwort darauf ergibt sich aus dem niederösterreichischen Projekt „gleich.wandeln“-Frauenpower für Klima und SDGs“. 17+1 Frauen aus Niederösterreich, die sich besonders für die Umsetzung der SDGs einsetzen, wurden im Jahr 2022 durch das Projekt „gleich.wandeln“ ausgezeichnet. Ihre Leistungen als Unternehmerinnen, als Aktivistinnen, als Bäuerinnen, als Lehrerinnen, als Gründerinnen, Bürgermeisterinnen, Leiterinnen von Organisationen…jede Geschichte der ausgezeichneten Frauen ist für die schulische Bildungsarbeit erzählenswert.

Das Projektteam von Südwind Niederösterreich hat dazu eine Online-Ausstellung konzipiert, bei der Schüler:innen eigenständig - und wenn gewünscht begleitet durch eine Referent:in von Südwind NÖ - durch die Ausstellung „gehen“ können. Unterstützt durch ein online verfügbares Begleitheft können Lehrer:innen und Schüler:innen verschiedene thematische Ausstellungsräume besuchen. Ein Quiz, ein Kahoot, eine Arbeitsraum zur Erklärung der SDGs, ein Kinoraum und eine Bibliothek sind nur einige der zu entdeckenden Räume, die in einer oder mehreren Schulstunden erkundet werden können. Das Herzstück der Ausstellung ist aber eine Niederösterreich-Karte, in der alle 17+1 Frauen verortet wurden. Mit vertiefenden Links zu ihren Websites und zu Blogbeiträgen der „gleich.wandeln“ Website können mit Hilfe eines Arbeitsblattes konkrete Rechercheaufgaben von den Schüler:innen bearbeitet werden.

Aber die Online Ausstellung ist nur ein Tool zur schulischen Bildungsarbeit. Vertiefend finden sich zu ausgewählten ausgezeichneten Frauen Vorschläge für den Unterricht, wo fachbezogen und lehrplanorientiert gearbeitet werden kann. Die Erzählung beginnt jeweils mit der auszeichneten Frau und führt dann vertiefend in die Arbeitsbereiche „Nachhaltige Mobilität“, Ernährungssouveränität, reproduktive Rechte, Erneuerbare Energien, zukunftsweisende Wohnkonzepte und vieles mehr. Quellen, weiterführende Links und Bezüge zu den jeweiligen Unterrichtsfächern und Altersstufen sind zu allen Unterrichtsbeispielen ausgewiesen.

Dies und weiterführende Informationen zu Geschlechtergleichstellung und Klimaschutz, Videos, Beiträge finden sich auf der Website von gleich.wandeln.

Das Projekt "gleich.wandeln" ist eine Initiative der NÖ Landesregierung, Klimabündnis Niederösterreich, FAIRTRADE Österreich und Südwind Niederösterreich und wird durch die Austrian Development Agency (ADA) aus Mitteln der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert.

Text: Ingrid Schwarz, Südwind Niederösterreich

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