SDG-Fokusbeitrag November: Frieden & starke Institutionen

Im November widmen sich unsere Mitglieder dem Themenschwerpunkt Frieden und starke Institutionen und präsentieren Kurzbeiträge aus ihrem Tätigkeitsbereich. Gleich reinlesen!

Beitrags-Übersicht:

●  Friedensarbeit: Die Partizipation von Jugendlichen fördern (CARE Österreich)
●  Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (Bildung2030)

Über die SDG-Fokusbeiträge: In monatlichen Themenschwerpunkten werden in Sammelbeiträgen Herausforderungen, Aktivitäten und Projekte unserer Mitglieder zu bestimmten Themen vorgestellt. Alle Informationen dazu hier.

Friedensarbeit: Die Partizipation von Jugendlichen fördern

CARE Österreich

Ein Projekt von CARE Österreich in Georgien unterstützt Jugendliche dabei, ihre Stimme für den Frieden zu erheben und eine aktive Rolle bei Entscheidungsprozessen einzunehmen.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Lage in Georgien instabil. Bis heute tragen ungelöste Konflikte dazu bei, dass große Teile der Bevölkerung in Armut leben. Sie verhindern eine nachhaltige Wiedereingliederung von Binnenvertriebenen und die Entwicklung pluralistischer Gemeinschaften. In manchen Regionen des Landes leiden die Menschen unter einem allgemeinen Klima der Unsicherheit und Angst. Offene Feindseligkeiten sind im gesellschaftliche Miteinander keine Seltenheit.

Das prägt eine ganze Generation junger Georgier*innen. Gerade die in ländlichen Gebieten lebenden Jugendlichen, immerhin 47 % der Bevölkerung, haben Schwierigkeiten, eine Beschäftigung zu finden oder sich weiterzubilden. Die 17-jährige Mariam lebt in Mereti, einem Dorf im Norden Georgiens, etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt Tiflis entfernt. Die Situation der Jugendlichen in ihrer Heimatgemeinde nimmt sie als relativ trist war: „Die Jugendlichen in meinem Dorf leben in einer Art Informationsvakuum. Viele führen ein eintöniges Leben.” Auch sie selbst, sagt sie, habe lange Zeit nicht einmal darüber nachgedacht, was sich in ihrem Leben jemals ändern könnte.

Die Perspektiven, die sich Jugendlichen wie Mariam in Georgien bieten, sind begrenzt. Die verschiedenen nationalen Minderheiten im Land sind zudem mit Sprach- und Integrationsbarrieren konfrontiert. Die Beteiligung junger Menschen an Freiwilligenarbeit und anderen staatsbürgerlichen Aktivitäten sowie das Bewusstsein für ihre Rechte sind gering. Dabei kommt es auf die Jugendlichen an, um den zerbrechlichen Frieden im Kaukasus nachhaltig zu sichern. Wer könnte sich besser für den Frieden einsetzen als eine junge Generation, die verhältnismäßig unbelastet von vergangenen Konflikten in die Zukunft schauen kann?

Die mangelnden Perspektiven trüben jedoch den Blick in die Zukunft. Traditionelle soziale Normen schränken die Handlungsspielräume von Jugendlichen zusätzlich ein – vor allem die junger Mädchen. Es bieten sich ihnen kaum Möglichkeiten und Wege, aktiv zu einem friedlichen Umfeld beizutragen. Ihre Stimmen werden nur selten gehört.

Genau hier setzt das Projekt “Youth Voices for Peace” an, das von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) finanziert wird und in enger Zusammenarbeit zwischen CARE Österreich und der IDP Women Association Consent umgesetzt wird. Es hat zum Ziel, die Beteiligung Jugendlicher an Entscheidungsprozessen auf lokaler Ebene zu fördern. Der Leitgedanke lautet: Friedenskonsolidierung beginnt mit gegenseitigem Austausch und dem Schaffen von gemeinsamem und gegenseitigem Verständnis zwischen der Jugend und älteren Generationen.

Das Projekt ermöglicht jungen Menschen und vor allem jungen Mädchen, traditionelle Normen infrage zu stellen und Werte wie Gleichberechtigung und Inklusion zu verbreiten. „Das ist ein partizipativer Prozess”, erklärt Nato Anita, Projektleiter von CARE. „Junge Menschen gehen in die Gemeinden, um Informationen zu sammeln und ihre Erkenntnisse weiterzugeben. Es ist interessant zu sehen, wie sie dabei gemeinsam nach Lösungen suchen.” Die Jugendlichen identifizieren Herausforderungen und entwickeln gemeinsam Ansätze, lokale Probleme zu lösen. Bei der Umsetzung ihrer Ideen werden sie von den Partnerorganisationen unterstützt. Das erhöht die Wahrnehmung der Jugendlichen bei lokalen Entscheidungsprozessen in dörflichen Gemeinschaften.

Die Ergebnisse des Projekts sind bereits deutlich sichtbar. Es wurden Jugendgruppen gebildet, die an lokalen Aktionsplänen arbeiten. Binnenvertriebene, ethnische Minderheiten, und ältere Menschen sowie Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Regierungsebene werden dabei gezielt einbezogen. „Ich lebe in einem Dorf nahe der Verwaltungsgrenze,” erklärt Tsotne aus dem Dorf Rike. „Ich bin froh, dass das Projekt Jugendliche aus verschiedenen Regionen dabei unterstützt, zusammen aktiv und selbstbewusst zu werden."

Das Projekt mit einer Dauer von zwei Jahren trägt zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen 5 (Geschlechtergerechtigkeit) und 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) bei. Mariam aus Mereti nimmt die Mög-lichkeiten für Jugendliche, ihr Leben aktiv zu gestalten, inzwischen positiver wahr: „Durch das Projekt habe ich erkannt, wie wichtig meine Rolle in der Gesellschaft ist. Ich glaube, dass wir eines Tages in einem sicheren und harmonischen Umfeld leben werden, in dem die Rolle von uns Jugendlichen geschätzt wird und in dem wir gemeinsam mit anderen in der Lage sind, Veränderungen zu bewirken!”

Weitere Informationen unter www.care.at/

Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Plattform Bildung2030

Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

„Frieden fördern“ lautet eine der fünf Kernbotschaften der Globalen Agenda 2030. Darüber hinaus wird in einem eigenen Ziel die Gestaltung von friedlichen und inklusiven Gesellschaften hervorgehoben. Ziel 16 als Ziel nachhaltiger Entwicklung ist bemerkenswert, weil es über die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Soziales, Wirtschaft und Umwelt) hinausreicht, die Aspekte Frieden und Rechtsstaatlichkeit einbringt und eindrücklich auf den Zusammenhang von Frieden und Nachhaltigkeit hinweist.

Im Fokus von Ziel 16 steht der Aufbau friedlicher und nachhaltiger Gesellschaften, was zunächst einmal die Überwindung aller Formen von Gewalt bedeutet. Ein eigenes Unterziel fordert das Ende von Missbrauch, Ausbeutung und aller Formen von Gewalt an Kindern. Hohe Bedeutung kommt der Förderung von Rechtsstaatlichkeit und dem Aufbau leistungsfähiger Institutionen zu, wobei die Staaten hier zu Bekämpfung von Korruption, zur Verringerung illegaler Finanz- und Waffenströme und der Bekämpfung organisierter Kriminalität aufgefordert sind. Weitere Unterziele nennen die Einhaltung der Menschenrechte, die Förderung demokratischer Entscheidungsfindung und die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs aller zur Justiz.

SDG 16 fordert außerdem eine stärkere Teilhabe der Länder des Globalen Südens an globalen Entscheidungsprozessen und in jenen Institutionen, die die internationale Politik steuern. Der Aufbau von Kapazitäten zur Beseitigung von Gewalt und zur Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität soll durch internationale Zusammenarbeit gestärkt werden.

Ziel 16 in der Bildungsarbeit
Bildung vermittelt Wissen über die Zusammenhänge von Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltiger Entwicklung sowie über die Konfliktpotenziale, die in den Herausforderungen für eine sozial-ökologische Transformation enthalten sind.
Bildung trägt zur Auseinandersetzung mit Strategien zur Deeskalation und gewaltfreien Konfliktlösung sowohl auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene bei und fördert das Verständnis für Konfliktfelder und Konfliktdynamiken.
Bildung sensibilisiert für verschiedene Formen von Gewalt und gewalthaltige Strukturen in sozialen Beziehungen und im gesellschaftlichen Zusammenleben auf nationaler und globaler Ebene und fördert die Entwicklung von personalen und sozialen Kompetenzen zur Konfliktlösung.

​Die Plattform Bildung2030 ist ein Gemeinschaftsprojekt von BAOBAB, Forum Umweltbildung im Umweltdachverband, KommEnt, Südwind und Welthaus Graz. Die Umsetzung wird finanziert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.

Weitere Informationen unter www.bildung2030.at

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