Keine nachhaltige Entwicklung ohne Mobilitätswende

Gesellschaft. Wandel. Mobilität
Beitrag von VCÖ - Mobilität mit Zukunft

Viele der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind direkt oder indirekt von den negativen Auswirkungen des Verkehrs betroffen und würden von einer Mobilitätswende profitieren. Saubere Energie, Klimaschutz, umweltverträgliche Infrastrukturen und Industrieprozesse, aber auch nachhaltiges Konsumverhalten und Gesundheit sind Bereiche, in denen die Auswirkungen des Verkehrs spürbar sind – und bei denen angesetzt werden kann, um Mobilität und Gütertransport in eine klimaverträgliche und sozial gerechte Richtung voranzutreiben.


Sorgenkind Verkehr
Derzeit ist der Verkehr ein Sorgenkind, sowohl was Energie- und Platzbedarf, die steigenden Treibhausgas-Emissionen, als auch Lärm und Luftbelastung betrifft.
Der Entwurf der Klima- und Energiestrategie der Regierung bekennt sich zu einer Dekarbonisierung des Verkehrs bis 2050 und schlägt ein Reduktionsziel von minus 36 Prozent CO2-Emission bis 2030 vor. Gleichzeitig werden allerdings Teststrecken für Tempo 140 einführt und Überlegungen zum Ausbau des Flugverkehrs gemacht. Mit dem Tempo nehmen sowohl Spritverbrauch als auch CO2-Ausstoß zu. Laut einer Studie der TU Graz erhöht sich der CO2-Ausstoß durch Tempo 140 im Vergleich zu 130 um zwölf Prozent. Der Flugverkehr schneidet hinsichtlich Klimaverträglichkeit  besonders schlecht ab. Nicht nur, dass das Fliegen die höchsten CO2-Emissionen pro Personenkilometer aufweist,  der Flugverkehr ist auch noch weitgehend steuerbefreit.
Viele vermeintlich klimaverträgliche Lösungen im Bereich Mobilität (zum Beispiel Agrotreibstoffe oder auch die Elektromobilität) können mitunter unerwünschte Reboundeffekte mit sich bringen, beispielsweise durch die Abholzung von Wäldern für Palmölplantagen oder die Gewinnung von Strom aus nichterneuerbaren Energiequellen.
Das heutige Verkehrssystem hat aber nicht nur eine schlechte Umweltbilanz, sondern weist auch aus sozialer Sicht gravierende Mängel auf. Ist die Mobilität sehr stark vom Auto abhängig, sind all jene Bevölkerungsgruppen benachteiligt, die kein Auto zur Verfügung haben. Diese sogenannte „Mobilitätsarmut“ (ausführliche Informationen dazu hat der VCÖ in einem Factsheet veröffentlicht) trifft vor allem ältere und jüngere Menschen sowie Haushalte mit niedrigerem Einkommen. Auch im ländlichen Raum ist die Teilhabe am sozialen Leben und am Arbeitsmarkt oftmals stark vom Auto abhängig. Ganz besonders spürbar ist das, wenn es an leistbaren Alternativen, wie etwa öffentliche Verkehrsverbindungen oder auch gut ausgebaute Radwege, mangelt.
Gleichzeitig steht das Verkehrssystem am Beginn der größten Veränderung seit der Massenmotorisierung: Digitalisierung, Automatisierung, Sharing und E-Mobilität sind nur einige Entwicklungen, die das Mobilitätsverhalten flexibler und letztlich klimaverträglicher gestalten (können). Es muss aber noch viel getan werden, um diese Potenziale bestmöglich auszuschöpfen.

Großes Verbesserungspotenzial im Verkehrsbereich
Besonders sichtbar ist das Verbesserungspotenzial des Verkehrs beim SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“, in dem Verkehrssicherheit, Luftqualität, integrierte Siedlungsplanung (das betrifft auch Verkehrsflächen) und der Zugang zu leistbaren, öffentlich zugänglichen Verkehrsangeboten thematisiert werden.
Technologische Lösungen zielen meist auf eine Steigerung der Effizienz ab anstatt einer tatsächlichen Reduktion von Aufwand, Energie- und Ressourcenverbrauch. Für ein klimaverträgliches Verkehrssystem ist jedoch ein grundlegender Wandel in der Art und Weise, wie wir Mobilität heute organisieren, notwendig. Um das Verkehrssystem zukunftsfähig zu machen, braucht es einen tiefgreifenden Umbruch in Investitionspolitik und Infrastrukturausbau. Es gibt schon zahlreiche Beispiele dafür, wie Verkehr anders gestaltet werden kann und Mobilität dennoch gewährleistet ist. Damit gewinnen Bewohner und Bewohnerinnen von Städten und Gemeinden letztlich  an Lebensqualität dazu.


Die Mobilitätswende mitgestalten: jetzt Projekte und Ideen beim VCÖ-Mobilitätspreis einreichen
Der VCÖ – Mobilität mit Zukunft möchte diese Beispiele vor dem Vorhang holen, damit so viele wie möglich sich davon inspirieren lassen und die Mobilitätswende zügig voran bringen. Heuer steht daher der VCÖ- Mobilitätspreis unter dem Motto „Gesellschaft.Wandel.Mobilität“. Um Mobilität und Gütertransport in eine klimaverträgliche, sozial gerechte und ökonomisch effiziente Richtung voranzutreiben, braucht es vorbildliche Projekte, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie innovative Konzepte und Ideen. Gesucht sind bereits umgesetzte Projekte und Maßnahmen, neue und innovative Konzepte und Ideen sowie Forschungsarbeiten für eine gesellschaftliche und ökologische Mobilitätswende. Teilnehmen können Unternehmen, Gemeinden, Städte und Bezirke, Schulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen, Studierende, Schülerinnen und Schüler, Vereine, Initiativen und Privatpersonen. Auch internationale Projekte sind willkommen. Einreichschluss ist 10. Juni 2018.

Online-Einreichformular und mehr Information: https://www.vcoe.at/mobilitaetspreis

 

Weiterführende Links:
Factsheet zu Mobilitätsarmut: https://www.vcoe.at/news/details/vcoe-factsheet-2018-02-mobilitaetsarmut-nachhaltig-verringern

 


BILDQUELLE: https://pixabay.com/de/paris-pariser-frankreich-3191827/

Sie lasen einen Blogbeitrag einer der Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Asutria. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.