Wie reise ich ökonomisch, ökologisch und sozialverträglich am besten? Wie kann ich meinen nachhaltigen Lebensstil auch beim Reisen umsetzen?

Ein Gastbeitrag von Anna Kodek

Die nachhaltigste Reise ist die, die man nicht antritt. Da Reisen aber bildet, fördert und verbindet, möchte ich in diesem Gastbeitrag aufzeigen, wie nachhaltiger Tourismus beim Reisen zu den SDGs indirekt oder direkt beitragen kann.

Auf soziale Aspekte im Tourismus achten.

Durch verantwortungsvollen Tourismus können lokale Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden und zudem faire Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung gefördert werden. Außerdem ist nachhaltiger Tourismus von einer regionalen Wertschöpfungskette und einem stärkeren Miteinbeziehen des Umfeldes und der Bevölkerung vor Ort geprägt. 

Die Gleichstellung von Frauen kann in diesem Zusammenhang ebenfalls gefördert werden und eine wichtige Rolle spielen. Ein konkretes Beispiel ist die 2011 in Indien gegründete Tourismusinitiative „Open Eyes“: Die Chancengleichheit von Frauen soll hier durch die Förderung von Sozialprojekten erhöht und neue Jobs im Tourismussektor geschaffen werden.

SDG Relevanz:
֍ Armut in jeder Form und überall beenden (SDG 1)
֍ Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5)
֍ Menschenwürdiges Arbeits- und Wirtschaftswachstum (SDG 8)
֍ Weniger Ungleichheiten (SDG 10)

Sich bewusst für saisonale und regionale Speisen in Bioqualität entscheiden.

Ein Beispiel ist Slow Food: Es steht für naturbelassene Lebensmittel, gewonnen aus traditioneller Herstellung. Generell gilt: Unterkünften und Restaurants den Vorzug geben, die mit Zutaten aus dem eigenen Garten ein schmackhaftes Gericht zaubern oder von regionalen LandwirtInnen bzw. LieferantInnen am besten in Bioqualität beliefert werden.

SDG Relevanz:
֍ Kein Hunger, Lebensmittel sind wertvoll (SDG 2)

Einen nachhaltigen Reiseveranstalter wählen.

Folgende Fragen kann man sich dazu vorab bei der Auswahl eines Reiseveranstalters stellen: Welche Firmenphilosophie hat das Unternehmen (Corporate Social Responsibility)? Welche Maßnahmen werden getroffen, um eine möglichst hohe Wertschöpfung im Reiseland zu generieren? Devisen und Steuereinnahmen des Tourismussektors können in die Gesundheitsversorgung oder in das Bildungssystem reinvestiert werden, indem der Reiseveranstalter vor Ort lokale Projekte, NGOs etc. unterstützt. 

Ein Beispiel: Das Forum Anders Reisen ist ein Reiseveranstalterverband mit mehr als 100 Mitgliedern, die bei Ihren Leistungen sowohl die Natur als auch die ethische und soziale Gerechtigkeit berücksichtigen.  Der Link zum Kriterienkatalog des Forum Anders Reisen ist hier zu finden. 

Achten Sie auch auf das TourCert-Siegel oder das Österreichische Umweltzeichen. Besonders empfehlenswert ist die Broschüre der Naturfreunde Internationale: Wegweiser durch den Labeldschungel.

SDG Relevanz:
֍ Gesundheit und Wohlergehen (SDG 3)
֍ Hochwertige Bildung (SDG 4)
֍ Nachhaltiger Konsum und Produktion (SDG 12)

Unnötigen Wassverbrauch meiden.

Den stärksten Wasserverbrauch haben Hotels mit großzügig angelegten Poollandschaften, ausgedehnten Grünanlagen und Golfplätzen. Nutzen Sie vor allem in trockenen Gegenden das Meer zur Abkühlung und bestehen Sie bei der Buchung nicht auf Hotels mit Pool.

Bevorzugen Sie Hotels, die über moderne Technologie zur Senkung des Wasserverbrauches, des Stromverbrauches, eine sparsame Heizung etc. verfügen.

SDG Relevanz:
֍ Sauberes Wasser (SDG 6)
֍ Bezahlbare und saubere Energie (SDG 7)

CO2: Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren.

Wählen Sie Regionen, die leicht mit der Bahn erreichbar sind oder greifen Sie auf Fernbusnetze zurück. Ein Beispiel sind hier die „Alpine Pearls“: 23 Urlaubsorte in fünf  Alpenländern, die auf umweltfreundliche Mobilitätslösungen setzen. Auch beim Projekt „Transdanube.Pearls“ wird eine volle Mobilitätsgarantie ohne eigenes Auto angestrebt. 
Auch auf Carsharing-Angebote kann zurückgegriffen werden, wenn öffentlich schlecht angebundene Orte besucht werden.  

Falls es keine öffentlichen oder klimaschonenden Möglichkeiten der Anreise gibt, besteht die Möglichkeit, die entstandenen CO2 Emissionen bei einem Kompensation Anbieter auszugleichen. Hier gilt die Faustregel: Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren. 

Wählen Sie eine Destination aus, die viel in Nachhaltigkeit investiert. Oslo ist 2019 beispielsweise zur „European Green Capital“  gewählt worden. Vor Ort können Sie sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Fahrrad oder mit dem Elektromobil fortbewegen. Erkunden Sie die Landschaft auf Schusters Rappen, denn wie Goethe schon sagte:  Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. 

SDG Relevanz:
֍ Industrie, Innovation, Infrastruktur (SDG 9)
֍ Nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11)
֍ Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels (SDG 13)

Achtsamer und wertschätzender Umgang mit Menschen vor Ort.

Begegnen Sie der Bevölkerung immer mit Respekt und passen Sie sich den landestypischen Sitten an. Achten Sie das Leben am Land und im Wasser. Streichen Sie Delfinarien von Ihrer Besuchsliste. Sehr zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang die Broschüre „Fair Reisen“ von Brot für die Welt. 

SDG Relevanz:
֍ Leben im Wasser (SDG 14)
֍ Leben am Land (SDG 15)
֍ Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (SDG 16)

Die Bloggerin Anna Kodek befasst sich in Ihrer Freizeit intensiv mit verantwortungsvollem Reisen und hat jahrelange Erfahrung in der Reisebranche. Sie hält Vorträge zu Nachhaltigkeit im Tourismus und gestaltet einmal im Monat Reiseinspirationen mit Anregungen und Tipps für nachhaltigeres Reisen in der Praxis.  Auf Facebook hat sie die Seite „Verantwortungsvoll Reisen“ ins Leben gerufen. 

Titelbild: Anna Kodek

Sie lasen einen Gastbeitrag von Anna Kodek. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.